Die Geschichte der Bücherei

Die Gemeindebücherei Feldkirchen kann auf eine über 60jährige Geschichte zurückblicken

Sie entwickelte sich aus der 1962 gegründeten Gemeindebücherei Vagen/Westerham, die in der alten Schule in Westerham untergebracht war und von einem Gemeindeangestellten, Herrn Albert Kuchlmeier sowie der Schulsekretärin, Frau Johanna Stacheter, nebenbei betreut wurde.

Elisabeth Steininger
Elisabeth Steininger

1974 kam die Bücherei in ein Schulzimmer in der neuen Verbandsschule in Feldkirchen, war einmal die Woche, am Freitagnachmittag, geöffnet und wurde von Josef Steininger verwaltet. Da der Schulraum schon bald benötigt wurde, musste die Bücherei in einen Raum im Obergeschoß neben der Turnhalle umziehen. Zuständig für die Ausleihe war ab 1975 Frau Elisabeth Steininger.

Ein entscheidender Schritt vorwärts gelang 1978, als die Bücherei in das Gebäude neben dem Rathaus umziehen konnte. Die Gemeinde investierte in die Erweiterung und Neugestaltung der Bücherei 40.000 DM, so dass nach einer Schließungszeit von einem dreiviertel Jahr die Bücherei zu den vorhandenen 1.300 Bänden weitere 1.000 Bände präsentieren konnte. Der festgesetzte regelmäßige Etat reichte aber nur aus, um pro Jahr rund 100 Bände zu erwerben.

Eine kleine Ergänzung erfuhr die Bücherei 1984, als sie 220 Bände von der Pfarrbücherei St. Laurentius bei deren Auflösung übernahm.

Unterzeichnung des Kooperationsvertrag
Unterzeichnung des Kooperationsvertrag

Als 1985 die Belegung des denkmalgeschützten Petzinger-Hauses diskutiert wurde, fiel die Entscheidung zugunsten der Bücherei.

1989, kurz vor Abschluss der Sanierungsarbeiten, schloss die Gemeinde Feldkirchen-Westerham mit der Pfarrei St. Laurentius einen Kooperationsvertrag über die gemeinsame Führung der Bücherei ab. Neuer Büchereileiter wurde Dr. Michael Mücke, der hauptberuflich an der Bayerischen Staatsbibliothek beschäftigt war und der sich bereit erklärt hatte, die Bücherei ehrenamtlich mit einem ebenso ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterteam zu führen. Stellvertreterin wurde seine Frau Annelies Mücke.

Über 1,5 Millionen DM (einschließlich aller Zuschüsse) waren notwendig, damit die Sanierungsarbeiten auch im  Sinne der Auflagen des Denkmalschutzes ausgeführt werden konnten. Für die Erstanschaffung von Medien wurden DM 150.000 bereitgestellt.

Umarbeitung des Medienbestandes
Umarbeitung des Medienbestandes

1989 war der Rest des Jahres der Umarbeitung des Medienbestandes auf eine neue Aufstellungssystematik durch das neue Büchereimitarbeiterteam gewidmet, da nun der Dachverband der Sankt Michaelsbund in München war.

Nach Aussonderung veralteter und zerlesener Bücher blieben als brauchbarer Ausgangsbestand fast 2.400 Bücher übrig, die noch 1989 um 2.000 Bücher vermehrt werden konnten.

Das Jahr 1990 stand dann ganz im Zeichen des Aufbaues eines neuen, attraktiven Bestandes. Ziel war es, zur Eröffnung einen Bestand von einem Medium pro Einwohner anbieten zu können, und zwar nicht nur Bücher, denn es sollten von Anfang an auch Kassetten und CDs sowie Zeitschriften zur Verfügung stehen. Dank des großen Engagements aller Mitarbeiter gelang es, in vielen hundert Freizeitstunden bis zum Tag der Neueröffnung einen Bestand von 8.100 Büchern, 500 Kassetten, 300 CDs und 20 Zeitschriften aufzubauen. Da die Umorganisation bei laufendem Betrieb erfolgte, war eine Schließungszeit von nur 4 Wochen notwendig.

Die offizielle Neueröffnung fand dann statt am 30. Juni 1990 in Anwesenheit des Generaldirektors der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken Dr. Eberhard Dünninger, des Landrats Dr. Max Gimple, des Direktors des Sankt Michaelsbundes Dr. Erich Jooß, des Bürgermeisters Georg Röhrmoser sowie des Pfarrers Ingo Reimer.

Spielenachmittag am 24. November 1990
Spielenachmittag am 24. November 1990

Noch für den Herbst 1990 war die Einführung eines neuen Mediums geplant, und zwar von Spielen. Spiele sind in Büchereien etwas weniger verbreitet, dafür aber ein pädagogisch außerordentlich wertvolles Medium. Als Anfangsbestand wurden etwa 60 Spiele angeschafft, die erstmals bei einem Spielenachmittag am 24. November  unter Anleitung von Büchereimitarbeitern ausprobiert werden konnten. Dieser Bestand erwies sich schon bald als viel zu klein und wurde rasch aufgestockt.

 

1991 wurde der Bestand der ehemaligen Gemeinde- und Katholischen Öffentlichen Bücherei Vagen übernommen. Deren Gesamtbestand lag bei rund 700 Bänden. Davon war der überwiegende Teil entweder veraltet oder schon vorhanden. In den Bestand eingearbeitet wurden lediglich 281 Bände. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit war das herausragende Ereignis die Beteiligung an der "Woche der öffentlichen Büchereien in Bayern 1991".

Schaukästen zwischen Kirche und Bücherei
Schaukästen zwischen Kirche und Bücherei

1992 wurde eine weitere Bücherei übernommen, nämlich die Gemeindebücherei Großhöhenrain. Hier war die Situation ähnlich wie bei der Vagener Bücherei: Von den insgesamt rund 750 Bänden waren nur 203 Bände zur Ergänzung des Buchbestandes zu gebrauchen. Völlig neu ausgestattet wurde von der Gemeindebücherei Feldkirchen die Bücherei des Altenheims.

 

Seit Januar 1993 stehen der Gemeindebücherei Schaukästen zwischen Bücherei und Pfarrkirche zur Verfügung die im Abstand von mehreren Wochen mit thematisch wechselnden Ausstellungen bestückt werden.

1995 gab es mit 21 Veranstaltungen so viele wie nie zuvor. Den Höhepunkt bildete dabei die Bücherei-Festwoche "5 Jahre im Petzinger-Haus".

1996 nahm die Bücherei den für dieses Jahr propagierten Slogan "Partner Bücherei" zum Anlass, Buchausstellungen in den Kindergärten, bei Volkshochschulkursen, in den Schulen, beim Trachtenverein, beim Obst- und Gartenbauverein sowie Trainern des Sportvereins zu zeigen.

Einführung der EDV
Einführung der EDV

1997 und 1998 stand im Vordergrund die Einführung der EDV. Nach der Konvertierung der Kataloge, der Etikettierung der Bücher mit Strichcodes und der Einführung neuer Leserausweise wurde das neue Verfahren am 11. Juli 1998 eingeführt. Gleichzeitig mit der Katalogkonversion wurde der Sachbuchbestand einer neuen, aktualisierten Systematik angepasst, wozu etwa ein Drittel des Sachbuchbestandes umetikettiert werden musste.

 

Am 24. Mai 1998 wurden CD-ROM als neues Medium eingeführt. Begonnen wurde mit einem Bestand von 106 CD-ROMs, für den rund 7000 DM ausgegeben werden mussten. Das Angebot umfasste zunächst hauptsächlich Nachschlagewerke aus vielen Wissensgebieten, Lernsoftware sowie Spiele und wurde in der folgenden Zeit erheblich erweitert, insbesondere im Bereichen Spiele und Lernsoftware.

Einführung der beiden Internet-PCs
Einführung der beiden Internet-PCs

1999 wurde wegen des anhaltend starken Andrangs und zur zügigen Bedienung der Leser ein dritter PC im Ausleihraum aufgestellt.

Im Mai 2000 wurde aus Anlass des 10jährigen Umzugsjubiläums eine erste, 24seitige Informationsschrift über die Gemeindebücherei herausgebracht und eine Festwoche veranstaltet. Es gab dabei zehn Veranstaltungen.

Herausragendes Ereignis des Jahres war die Einführung des Internet. Im Rahmen der Aktion "Schulen ans Netz" und mit Unterstützung der Raiffeisenbank war es möglich, eine separate Anlage mit zwei Arbeitsplätzen für Benutzer einzurichten, die sich sofort außerordentlicher Beliebtheit erfreute.

Seit März 2001 verfügt die Gemeindebücherei auch über eine eigene Homepage mit folgender Internet-Adresse: www.gemeindebuecherei-feldkirchen.de.

 

Das Hochwasser im August 2002 hat auch den Keller der Bücherei stark in Mitleidenschaft gezogen. Er musste vollständig renoviert werden. Dabei wurde der Keller auch mit neuen Regalen ausgestattet.

 

Im September 2002 wurde der Bücherei der Sonderpreis zum Kulturpreis des Landkreises Rosenheim verliehen.

Der mit 1000 Euro dotierte Preis wurde in einer würdigen Feierstunde im Juli 2003 auf Schloss Amerang übergeben.

Einführung der DVDs
Einführung der DVDs

2003 wurden DVDs als neues Medium eingeführt.

Der Anfangsbestand von 300 DVDs wurde mit Unterstützung des Sankt Michaelsbundes und der Sparkasse Feldkirchen erworben. Das Medium erwies sich auch in Feldkirchen als Renner und kann den höchsten Umsatz aller Medien verzeichnen.

Der im März eingerichteten Dienst "Findus", bei dem von der Fa. datronic täglich die Daten der Gemeindebücherei abgerufen und über die Homepage quasi online recherchierbar gemacht werden, ermöglicht es, sich vom privaten PC aus über den Bestand und die Verfügbarkeit aller Medien zu informieren.

 Am 15. Juni 2004 trat mit Beschluss des Büchereikuratoriums eine neue Benutzungsordnung in Kraft, welche eine erhöhte Säumnisgebühr mit sich brachte. Die Erhöhung bot sich als Kompromiss an, nachdem der Freistaat Bayern die Zuschüsse für die öffentlichen Büchereien um 50 % gekürzt hatte und die Diözese Zuschüsse nur noch bis zu einem bestimmten Höchstbetrag vorsieht.

Gottfried Fuchs, Maler und Musiker
Gottfried Fuchs, Maler und Musiker

2004 konnte erstmals die sehr hohe Zahl von 150.000 Entleihungen überschritten werden.

2005 gab es insgesamt 44 Veranstaltungen, wovon auf die Festwoche zum 15jährigen Umzugsjubiläum sieben Veranstaltungen entfielen (u. a. mit Gottfried Fuchs,).

2006 erhielt die Bücherei einen neuen Außenanstrich. Erneuert wurde auch das Computernetzwerk. Bei der Ausschreibung zum Bürgerkulturpreis "Bürgerschaftliches Engagement und Schule" erhielt die Bücherei zwar keinen Preis, sie wurde aber in der Broschüre "Bürgerschaftliches Engagement. Initiativen für Schulen" vorgestellt.

2007 konnte mit 155.403 Medien die bis jetzt höchste Ausleihzahl verbucht werden. Auch die Zahl der Neuerwerbungen war (nicht zuletzt dank einer größeren Schenkung) mit 4.516 Medien so hoch wie zuvor.

2009 wurde der Bestand der Kindersachbücher umgearbeitet und feiner gegliedert. Außerdem erhielt die Bücherei das Gütesiegel "Bibliothek – Partner der Schulen" und das "E.ON-Lesezeichen". Dr. Michael und Annelies Mücke wurden im Dezember mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

 

2010 war das Festjahr zum 20jährigen Umzugsjubiläum. Das gedruckte Programm mit 10 größeren Veranstaltungen wurde allen "Gmoabriafen" beigelegt. Im März erhielt die Bücherei zum zweiten Mal das Gütesiegel "Bibliothek – Partner der Schulen".

Einweihung des 2. Stockwerks
Einweihung des 2. Stockwerks

2011 war nicht nur gekennzeichnet durch die größte Zahl an Neuerwerbungen, sondern auch durch die Vorbereitung der Belegung des 2. Obergeschosses, nachdem die Volkshochschule im November in Räume im neuerbauten Kultur- und Sportzentrum umgezogen ist. Noch im Dezember wurde der Raum renoviert.

 

2012 erfolgte dann die Bestückung mit Regalen für die neuen Medien, für Bücher und Zeitschriften. Der neue Raum wurde am 26. Februar 2012 feierlich in Betrieb genommen.

Neu eingeführt wurden Wii-Konsolenspieler, die sich als der Ausleih-Renner des Jahres erwiesen haben.

Im Juni erhielt die Bücherei eine weitere Auszeichnung: Im Bix (Bibliotheksindex), dem bundesweiten Leistungsvergleich für Bibliotheken, erreichte die Bücherei in allen vier Leistungsbereichen die Gruppe Gold und wurde mit „Best Practice“ bewertet.

Bücherbogen im Eingangsbereich
Bücherbogen im Eingangsbereich

2013 wurde das Medium TipToi eingeführt, welches bis heute ein sehr wichtiger Teil der Gesamtausleihzahlen ist. Zusätzlich wurde am Tag des Buches am 24.10.2013 die Bücherei um ebooks erweitert.

2014 wurde wieder ein neues Medium eingeführt. Die Blu-ray-Discs sind nun im 2. Stock der Bücherei neben den DVDs zu finden.

 

Im Jahr 2015 wurde die Bücherei 25 Jahre alt. Hierzu veranstaltete die Büchereileitung zahlreiche Vernissagen, Vorlesenachmittage und vieles mehr. Ein Kunstwerk lag den Mitarbeitern bis heute sehr am Herzen: unser Bücherbogen. Dieser ziert nun seit dem 12.Juli 2015 den Eingang der Bücherei. 2016 wurden nur in der Onleihe bereits 8046 Ausleihen getätigt.

Lena Reichl mit Ehepaar Mücke
Lena Reichl mit Ehepaar Mücke

2016 legten Dr. Michael Mücke und seine Frau Annelies Mücke ihr Amt als Büchereileitung nieder. Die neue Büchereileitung wurde Lena Reichl aus Bad Aibling. Sie studierte an der HAW Hamburg Bibliotheks- und Informationsmanagement.

Als stellvertretende Büchereileiterin wurde im Februar 2017 die Diplom-Ingenieurin Andrea Seeger aus Feldkirchen-Westerham eingestellt - sie war zuvor schon sehr viele Jahre ehrenamtlich in der Bücherei tätig.

Aber nicht nur die Leitung änderte sich am Jahresanfang, sondern auch die räumliche Aufteilung in der Bücherei.

Der neue Boden im Erdgeschoss
Der neue Boden im Erdgeschoss

Anfang 2017 wurde in den Weihnachtsferien ein neuer Boden eingezogen und die Bilderbücher nach Themengebieten sortiert. Auch haben sie einen neuen Raum bekommen.

Leider musste eine Mediengruppe aus dem Angebot gestrichen werden, die CD-Roms - wegen reduzierter Ausleihdaten und der Einführung von Lizenzen bei der Neuanschaffung.

Seit Mai 2019 ist Lena Reichl in Mutterschutz bzw. Elternzeit. Brigitte Paul hat nun bis zur Rückkehr von Lena Reichl die Leitung der Bücherei übernommen. Zu Ende Februar 2021 wurde Brigitte Paul verabschiedet. Lena Reichl ist aus der Elternzeit zurück und leitet die Bücherei jetzt wieder.

Fotos: Annelies Mücke und Elfi Weidl